Ein sanftes Oberlicht streicht über die weißen Wände der kleinen Diele. Tief in seinen Sessel geschmiegt täuscht Monsieur Poirel einen Tiefschlaf vor, verpasst jedoch nichts von dem, was sein alter Freund der Spiegel ihm zu sagen hat. Vor allem nicht auffallen, wiederholt er sich ständig. Das dämmrige Licht des Wohnzimmers gereichte ihm zu seinem Vorteil. Drei lange Monate, geprägt durch Geduld und Zweifel, werden endlich Früchte tragen. Der Schmerz ist groß, aber das Spiegelbild lässt keinen Zweifel. Die Blumen in den Händen seines Freundes Richard sind real, das Lächeln auf dem Mund seiner Frau auch.
Manuel Heidenreich hat 2008 seinen Master in Architektur abgeschlossen. Sein Studium und insbesondere seine zwei Auslandssemester in Budapest gaben ihm die Möglichkeit, mit Konzepten wie Licht, Raum, Zeit, dem menschlichen Körper oder die Inszenierung des Alltäglichen zu experimentieren. Während einer Türkeireise, auf einer Dachterrasse sitzend, ein Buch in der Hand, wurde er Zeuge eines banal erscheinenden Vorfalls. Als Bühnenbild fungierte die Nachbarwohnung mit dazugehöriger Dachterrasse. Ein Mann, von dem man nur die rote Unterhose sah, ging hinter einem sehr kleinen und niedrigen Fenster hin und her, während seine Frau ihm vor der abendlichen Istanbuler Kulisse ein Kleid nach dem anderen vorführte, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zwecklos. Was ist eine Architektur, so perfekt sie auch sein mag, ohne die Geschichten, die sie beherbergt ? Der Beschluss, Filme zu drehen, war gefallen und aus den, der Architektur inhärenten, Erzählungen das Subjekt der Arbeit zu machen. Manuel dreht seine ersten Kurzfilme und schaut sich während seiner letzten Studienjahre bis zu 400 Filme pro Jahr an. Er vermehrt seine Erfahrungen, in dem er sich in mehreren Vereinen engagiert. Unter anderem in „Aye Aye vo“ der jedes Jahr das „Internationale Film Festival Nancy Lorraine“ organisiert, in „human pictures“, einem Filmportal für soziale und humanitäre Filme und in „Black dog ev“, mit denen er einen Dokumentarfilm über Zeitzeugen des zweiten Weltkrieges in Polen, Russland und der Ukraine dreht. Er bereist ganz Europa, mit und ohne Kamera, allein, zu zweit, zu dritt oder zu siebt, mit der Bahn, per Anhalter oder mit seinem alten VW Bus. Immer mit den Augen weit offen und einem Block in Reichweite, auf der Suche nach Begegnungen, Geschichten, Charakteren und den kleinen Dingen, die aus unserer Welt das machen, was sie ist. |
Seine Filme werden immer gelungener und ehrgeiziger. Bei jedem neuen Projekt experimentiert er einen Aspekt des Kinos. Wie kann Licht eine Geschichte verstärken ? Wie kann die Ausnutzung des Raums durch Schauspieler und Kamera die Spannung zwischen den Personen erhöhen ? Kann Improvisation vorteilhaft für den Film sein, und wenn ja, in welchem Maße ?
Er ist nunmehr an einem Punkt angelangt, wo das Ergebnis wichtiger geworden ist als das Experimentieren, das er dennoch nie ganz aufgeben wird. Er hat genügend Erfahrung gesammelt, um die Qualität aller Aspekte eines Filmes zu gewährleisten. Lassen wir uns durch seine zukünftigen Werke überraschen !
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